Ich habe keine Vorsätze für 2020. Echt nicht. Nix mit mehr Sport, gesünder essen und so. Aber eine Bitte an das neue Jahr habe ich doch. Ich möchte nämlich etwas nicht mehr sehen. Obgleich ich weiß, dass das utopisch ist und kaum umzusetzen ist, darf man ja noch Wünsche haben. Auch im Fundraising.
Ich möchte keine Spendenscheck-Übergaben mehr sehen!
Bei nahezu jedem nonprofitmedia Foto und Video Praxisseminar zeigen wir Beispiele von gelungenem und mehr oder weniger gar nicht gelungenem Einsatz von Fotos auf Websites von gemeinnützigen Organisationen.
Neben den häufig erkennbaren technischen und gestalterischen Fehlern
- falsche Belichtung
- Füße abgeschnitten
- nicht erkennbare Menschen
- falscher Bildaufbau, viel Platz am Rand etc.
- frontal geblitzt mit dem eingebauten Aufklappblitz
interessiert es mit Verlaub niemanden, wenn 16 Verantwortliche der Freunde des blauen Zitronenfalters Suchtrup-Ost e.V. 318,23 Euro von der Werbegemeinschaft Bottrop-Kirchhellen aus Tombola-Erlösen erhalten haben und dafür freudig einen knapp 35 Quadratmeter großen Scheck der Volksbank Lüneburger Heide in die Kamera halten. Außer dem Vorstand der Zitronenfalter und den Spendern selbst. Aber eben nicht die breite Öffentlichkeit oder die Zielgruppe des Vereins. Ehrlich Leute.
Wunderschöne eben nicht so schöne Beispiele findet Ihr auf flickr.
Spendenschecks sind total beliebig.
Spendenschecks sind langweilig, jeder macht diese nichtssagenden Bilder und befriedigt damit ausschließlich seine eigenen Darstellungsgelüste. Und ja, auch ich habe als Fundraiser selber regelmäßig diese Dinger in die Hand genommen und freundlich in die Linse gelächelt. Aber irgendwann dann nicht mehr.
Hier mal Alternativen für Spendenübergaben
Ganz im Sinne des Content Fundraisings: Zentriert euch auf den Willen des Spenders. Was will er sehen? Und wenn Ihr das nicht wisst, dann fragt doch mal genau dort nach. Oder vertraut den Analytics Programmen eurer Website.
Ersetzt den Spendenscheck doch mal wie folgt:
Bei Geldspenden für Sachmittelanschaffungen:
Bindet das Gerät, die Anschaffung, was auch immer, mit ein. Baut es in das Foto mit ein.
Beispiel: Realisiert die Spende eine Nestschaukel, dann setzt die spendenden Unternehmer genau da drauf und macht ein Bild von oben auf eben diese Schaukel und die lachenden Unternehmer.
Beispiel: Ist die Spende für eine Kinderfreizeit nach Schweden gedacht, dann nehmt euch ein paar Wikinger Accessoires oder eine Schwedenfahne, lasst die Spender in Knäckebrot beißen oder mit einem Imbusschlüssel irgenwas machen.
Beispiel: Wird eine Tierpatenschaft abgeschlossen, dann bindet, so weit möglich das Tier mit ein. Und wenn das nicht geht, weil es ein Pinguin oder ähnliches ist, dann nehmt Plüschtiere mit dazu.
Beispiel: Geht es um eine Spende für eine neue Spiel-Hochebene im Kindergarten, dann geht mit Spendern und Kindern eben genau da drauf.
Beispiel: Ist ein Auto finanziert worden, dann nehmt das Auto in den Fokus und nutzt zur Gestaltung des Bildes vielleicht noch ein Lego- oder Playmobil-Fahrzeug anstatt des langweiligen Sponsoringmobils.
Hauptsache, beim Betrachter wird ein kleiner Schuss der Glücksbotenstoffe in seinem Gehirn freigesetzt. Und nahezu alles ist besser als ein Stück Pappe mit Zahlen drauf.
To be continued.
Noch ein paar Tipps:
Wenn eine Förderstiftung oder ein Unternehmen diese Fotos für sich selbst benötigt oder haben will, dann macht sie. Tut ihnen diesen Gefallen. Denn eine Argumentation contra Scheckfotos ist häufig nur schwer möglich. Sollen sie sich die Bilder in den Firmenflur hängen. Das ist aus Sicht des Unternehmens im übrigen auch völlig legitim. Aber setzt sie nicht in euren eigenen Medien ein. Und lasst bitte auch die Pressemitteilung dort wo sie hingehört und packt sie nicht auf die Website. Schreibt lieber eine aufregende Geschichte, wie es zu der Spende kam, warum gespendet wurde und wer davon wie profitiert. Welches Problem ist durch die Spende gelöst worden? Warum ist es jetzt besser so?
Einige Zeitungsredaktionen nehmen für die lokale oder regionale Berichterstattung Spendenscheck-Übergaben Gott sei Dank gar nicht mehr an. Beziehungsweise geht der „Preis“ für einen Scheck zum Ende des Jahres stets weiter nach oben. Also, je mehr Weihnachten desto höher muss die Spendensumme sein, um überhaupt noch eine Chance auf Veröffentlichung zu bekommen.
Guten Spendenübergabe-Fotos brauchen Zeit in der Vorbereitung. Idealerweise wird der Unternehmer von euch im Vorhinein gebrieft, dass er irgendwie aktiv werden muss. Sonst erlebt man blöde Überraschungen und der beste Plan geht schief. Mal eben das Foto auf der oben genannten Spiel-Hochebene machen geht auch nicht, wenn man kein geübter Fotograf ist. Bereitet das vor und testet eure Ausrüstung vorher. Spielt die Fotosituation vorher mal mit Kollegen durch.
Und genau dann machen Spendenübergaben medial auch wieder Spaß.
Kennt Ihr gute Beispiele? Dann her mit den Links!