Stellt euch vor, ihr plant eine Spendenkampagne für eine kleine gemeinnützige Organisation, vielleicht einen lokalen Umweltverein oder eine Initiative für benachteiligte Jugendliche. Gerade in solchen kleinen bis mittelgroßen Organisationen sind die Ressourcen knapp, Zeit und Geld sind oft begrenzt, und jede Hand wird gebraucht.
Professionelles Fundraising ist noch nicht ausgebaut, einzelne Elemente werden aber bereits eingesetzt. Wie könnten solche Organisationen diese Herausforderung angehen und dabei noch innovative Technologien nutzen? Hier kommt die generative KI ins Spiel. Zugegeben, der sinnvolle Ansatz wäre zunächst, Fundraising von Grund auf zu lernen und einzuführen, aber spielen wir das mit der KI mal durch.
Eine Fundraisingstrategie bzw. ein Konzept ist in der Regel immer gleich oder ähnlich aufgebaut. Als erstes wird geklärt, worum es überhaupt geht: Ziele werden definiert. Im zweiten Schritt werden die Organisation selbst sowie das Fundraising-Vorhaben (oder die Kampagnenidee) analysiert. Danach folgt die Strategie, und als nächstes die Erstellung der notwendigen Inhalte. Während der Durchführung wird regelmäßig auf die Zahlen geschaut und aktives Controlling betrieben. Die Daten der Spenderinnen und Spender werden verarbeitet, und aus den Ergebnissen erfolgt eine stetige Anpassung und Verbesserung des Fundraisings sowie daraus abgeleitet der Organisation.
Bringen wir jetzt generative KI für diese einzelnen Schritte ins Spiel.
Wo kann sie nützen und im Alltag eine Rolle spielen?
Schritt 1: Ziele definieren – Was wollen wir erreichen?
Zuerst müssen wir unser Ziel definieren. Das kann zum Beispiel eine Spendensumme von 10.000 Euro für ein neues Projekt sein, die Erweiterung des Kreises der regelmäßigen Spenderinnen und Spender, die Verbesserung der öffentlichen Wahrnehmung der Organisation oder die Gewinnung neuer freiwilliger Helfer.
Die generative KI kann hier bereits helfen: Textgenerierende Tools wie Claude oder ChatGPT können dabei unterstützen, diese Ziele klar zu formulieren und daraus für die Kampagne passende Botschaften zu entwickeln. Solche Systeme bieten auch Inspiration für kreative Zielsetzungen, die die Community der Organisation ansprechen könnten. Tools können auch helfen, die Ziele grafisch darzustellen.
Schritt 2: Zielgruppenanalyse – Wen möchten wir erreichen?
Nun geht es darum, die Zielgruppe der Organisation oder der Fundraising-Kampagne genauer zu verstehen. Generative KI kann zum Einsatz kommen, um auf Basis der bisherigen Daten mögliche Spenderprofile zu erstellen. Dabei ist es wichtig, dass Organisationen die Daten rechtlich sicher und verantwortungsvoll nutzen. Sie sollten darauf achten, dass alle verwendeten Daten datenschutzkonform erhoben wurden und dass die Verarbeitung lokal erfolgt, um mögliche Datenschutzverstöße zu vermeiden. Ein transparenter Umgang mit den Daten stärkt das Vertrauen der Spenderinnen und Spender in die Organisation und den Einsatz der KI.
Dabei hilft die KI, verschiedene Personas zu entwickeln, also repräsentative Mitglieder der Zielgruppe: den typischen Spender, die engagierte Nachbarin oder den neugierigen Erstkontakt. Mit diesen Personas kann die Kampagnenplanung viel gezielter vorgenommen werden. Dies funktioniert ebenso über textgenerierende Werkzeuge, aber gerade für die Persona-Entwicklung finden sich auch Tools, die sich genau darauf spezialisiert haben.
Sollte die Organisation bereits eine Spendendatenbank besitzen, so können mit diesen Daten ebenfalls neue Erkenntnisse gewonnen werden. Hierbei muss die Organisation jedoch darauf achten, dass diese Daten ausschließlich lokal verarbeitet werden, um keine Datenschutzverstöße auszulösen.
Schritt 3: Die Kampagnenbotschaft entwickeln – Den richtigen Ton finden
Eine der großen Stärken von generativer KI ist ihre Fähigkeit, für jeden Tonfall und Stil die passenden Botschaften zu entwickeln. Sollen unsere Texte emotional sein, sachlich oder humorvoll? Vielleicht benötigt die Kampagne auch eine Mischung aus allem, je nach Zielgruppe. Hier kann KI eingesetzt werden, um verschiedene Versionen eines Spendenaufrufs zu entwerfen – kurz und knackig für Social Media oder etwas ausführlicher für eine E-Mail.
Die KI kann dabei als Ideengeber agieren und sicherstellen, dass unsere Ansprache frisch und nicht abgedroschen klingt. Ebenso wäre es denkbar, lokale Elemente einzubinden und Spenderinnen und Spender je nach Herkunftsort im regionalen Dialekt zu begrüßen.
Schritt 4: Content erstellen – Zeitsparender Einsatz von KI
Dann geht es an die Erstellung des eigentlichen Inhalts. Mailings, Online-Fundraising-Landingpages, Videos, Blogartikel, Social Media Posts – das alles kostet viel Zeit. Eine generative KI kann erste Entwürfe liefern, die wir dann mit unserer eigenen Erfahrung und der nötigen Feinabstimmung überarbeiten. Besonders bei der Texterstellung sind Tools wie Claude, Neuroflash oder auch ChatGPT hilfreich, da sie als Turbo für Ideen und Ausdrucksweisen dienen. Wichtig ist natürlich immer, die Resultate kritisch zu prüfen und den persönlichen Touch hinzuzufügen, damit der Bezug zur Organisation authentisch bleibt.
Schritt 5: Kampagnenmanagement – Automatisierung mit KI
KI-basierte Automatisierung kann dabei helfen, mit potenziellen Spendern in Kontakt zu bleiben. Automatisierte E-Mails, die im Verlauf der Kampagne geschickt werden, können persönlich klingen und die Spenderreise unterstützen: von der ersten Kontaktaufnahme über Dankes-E-Mails bis hin zur langfristigen Bindung. Newslettertools bieten beispielsweise schon eine Integration von KI-gestützten Textvorschlägen an, um den besten Zeitpunkt für den Versand zu berechnen oder passende Betreffzeilen zu erstellen.
Testing ist ein entscheidender Schritt, um sicherzustellen, dass die generierten Inhalte und Kampagnen auch wirklich funktionieren. Vor dem offiziellen Start der Kampagne sollten verschiedene Botschaften, Zielgruppenansprachen und Versandzeiten getestet werden. Dies kann mit Hilfe von A/B-Tests erfolgen, bei denen zwei verschiedene Versionen einer Botschaft erstellt und verglichen werden. Generative KI kann hierbei unterstützen, indem sie unterschiedliche Varianten schnell erzeugt und bei der Analyse der Ergebnisse hilft, um die erfolgreichste Version zu identifizieren.
Wichtig ist auch, regelmäßig zu testen, um kontinuierlich zu verbessern und auf aktuelle Entwicklungen reagieren zu können.
Ein weiteres Beispiel für die Automatisierung mit KI ist der Einsatz von Chatbots. Chatbots können auf der Website der Organisation eingebunden werden, um Fragen von potenziellen Spendern in Echtzeit zu beantworten, Interesse zu wecken und Informationen zur Kampagne bereitzustellen. Diese virtuellen Assistenten können eine erste Anlaufstelle sein und potenziellen Spendern helfen, schnell die Informationen zu finden, die sie benötigen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen. Aber auch hier muss der Einsatz individuell abgewogen werden, ob er überhaupt zur Kultur der Organisation passt und ob Spenderinnen und Spender davon nicht abgeschreckt werden.
Schritt 6: Auswertung und Optimierung – KI zur Erfolgsanalyse nutzen
Zum Schluss ist die stetige Auswertung der Kampagne während der Durchführung und nach dem Abschluss entscheidend. Welche Botschaft kam am besten an? Welche Zielgruppe hat besonders gut reagiert? Eine generative KI kann hier helfen, Muster in den gesammelten Daten zu erkennen und Verbesserungspotenziale für die nächste Kampagne aufzuzeigen. Tools für klassische Tabellenkalkulationen bieten bereits KI-basierte Einblicke, wobei auch hier der Hinweis auf den Datenschutz erfolgen muss und im Hinblick darauf eine lokale Auswertung vorzuziehen ist.
Fazit: Generative KI als kreativer Helfer und Zeitersparnis
Gerade für kleinere Organisationen ist die generative KI eine riesige Chance, kreative Inhalte schnell zu produzieren und den Einsatz von Ressourcen zu optimieren. Dabei ist es wichtig, den ethischen Umgang mit KI zu berücksichtigen, insbesondere was Transparenz gegenüber den Spendern betrifft. Organisationen sollten offen darüber informieren, ob und wie KI eingesetzt wird, um das Vertrauen der Spender zu stärken und sicherzustellen, dass die Technologie verantwortungsvoll genutzt wird. Sie nimmt Routinearbeit ab, schafft Zeit für das Wesentliche – den persönlichen Kontakt zu den Menschen hinter den Spenden – und gibt neue Impulse.
Die in diesem Beitrag genannten Punkte sind allerdings nur Auszüge aus der viel breiter angelegten Möglichkeit für den Einsatz generativer KI. Wichtig ist, dass die Organisationen und die Menschen dort Lust haben, sich mit generativer KI auseinanderzusetzen und diese in den Arbeitsalltag einfließen zu lassen. Dabei ist es völlig egal, ob diese Personen hauptamtlich oder ehrenamtlich aktiv sind.
Die Welt der KI ist stetig im Wandel, daher gilt es, am Ball zu bleiben.
Viel Spaß und viel Erfolg!
Nebenbei: Auf meiner KI-Link-Liste findet ihr eine Menge Tools zu den oben genannten Arbeitsschritten. Und falls ihr einen Workshop benötigt, meldet euch gerne.